- Kapitel 8 -

 

Die Kräuterfrau !

 

«Mutter du hast Besuch !»

«So, wer ist es denn?» Louise Caroline Wilhelmine Rosenplänter, unverheiratet und mit ihrer unehelichen Tochter zusammenlebend sah von ihrem Buch her fragend auf.

«Frau Müller mit ihrem Sohn, er hat eine üble Wunde am Bein.»

«Na dann rein mit den Beiden, mach bitte einen Tee Emilie!»

 

«Guten Tag Frau Rosenplänter, schauen sie sich doch bitte mal das Knie von meinem Jüngsten an.» Vor fünf Tagen hat er sich einen Splitter ins Knie gestoßen. Mein Mann hat ihn dann raus gezogen, zuerst sah es auch ganz gut aus, aber dann fing es an sich zu entzünden. Ich denke es ist wohl besser wenn sie sich der Sache annehmen. Sie sind ja Gott sei Dank nicht so teuer wie der Doktor.»

«Na dann mal ans Fenster mit ihm, da ist es heller. Wollen wir mal schauen ! Oh, das sieht aber böse aus, zuerst machen wir mal heißes Wasser ! Emilie, Tochter, mach doch bitte mal heißes Wasser. Danke.»

«Tja Frau Müller das hätte aber auch nicht einen Tag später sein dürfen, warum kommen die Leute immer nur so spät. So während wir auf das heiße Wasser warten, Frau Müller was macht denn ihre Tochter?»

«Ja wissen Sie Frau Rosenplänter, Ihr Sand-Thymian hat ihr sehr bei der Entbindung geholfen, der Geburtsvorgang hat sich wirklich beschleunigen lassen. Ich weiß noch bei ihrer ersten Geburt, 2 Tage lang hat sie sich herum gequält und diesmal ruckzuck.»

«Hier Mutter das heiße Wasser, die Schüssel habe ich dir schon auf den Tisch gestellt.»

«Danke Emilie. So, jetzt nehmen wir erst einmal etwas Kamille und tun es ins Wasser, lassen das ganze zwei Minuten ziehen. Der weilen hole ich mal ein sauberes Tuch. Ach, wie unhöflich von mir, Frau Müller setzen sie sich doch bitte dort in den Sessel. Bin sofort wieder da !»

«Frau Müller darf ich ihnen einen Tee anbieten ?» Emilie Caroline Lisette Auguste Rosenplänter sah sie fragend an.

«Ja bitte Emilie, ich darf doch noch Emilie sagen ?»

«Aber sicher doch Frau Müller, kein Problem.»

Einige Minuten später.....

«So da bin ich wieder. Komm mein Junge, reinigen wir mal deine Wunde.» Louise nahm das Tuch und tunkte es ins Kamillenbad, dann begann sie die Wunde, die schon ganz vereitert war, zu reinigen. Mit einem Messer schnitt sie die Oberfläche der Wunde auf, bis wieder richtig, rotes Blut floß. Der Junge war inzwischen in Ohnmacht gefallen.

«Besser für den Jungen wenn er nicht alles mit bekommt! Emilie hol mir doch bitte aus der Kräuterstube den Frauenmantel, ist in einem Glas!»

So gereinigt ist die Wunde, gegen die Neubildung von Eiter werden wir eine

 

 

 

 

Kräuterauflage mit Frauenmantel machen. Diese Kräuterauflage muß jeden Tag gewechselt werden! Soll ich das machen oder wollen sie eine entsprechende Menge mitnehmen und den Wickel selber machen Frau Müller?»

«Es wäre mir schon lieber wenn Sie das machen könnten Frau Rosenplänter, wenn hinterher etwas schiefgeht war ich es dann schuld, lieber nicht.»

«Hier Mutter, zwei Wickel hab ich dir auch mitgebracht.»

«Danke Emilie. So packen wir das Knie mal ein. Der Junge ist ja auch wieder wach. Hallo kleiner Mann, wie du siehst, du lebst noch ! So Frau Müller, morgen bitte wieder zur gleichen Zeit und sorgen sie bitte dafür das der Kleine den Wickel nicht verschmutzt. Das macht dann 2 Groschen Frau Müller.»

«Hier Frau Rosenlänter nehmen sie, Morgen bin ich wieder da. Bis dann.»

«Ja einen schönen Tag noch Frau Müller und dir kleiner Mann gute Besserung.»

 

«Die Frau Illien ist da, Mutter. Hast du den Huflattich fertig für ihren Mann ?»

«Ja mein Kind, liegt in der Kräuterstube auf dem Beistelltisch und gib ihr bitte auch den Schafgarbentee mit, der steht direkt daneben. Viermal täglich soll ihr Mann den zusätzlich trinken. Berechne ihr bitte einen Groschen dafür.»

«Mach ich Mutter und die Frau Magerhans ist auch da.


«Dann schick sie zu mir !»

 

 

 

 

 

 

 

«Guten Tag Frau Magerhans. Wie geht es ihnen denn heute ?»

«Guten Tag Frau Rosenplänter, etwas besser Dank ihrer Mixtur.»

«Haben sie ihr Essen etwas umgestellt? Nicht mehr so fett? Aufregungen vermieden?»

«Das Essen ja, aber Aufregung kann man die Vermeiden?»

«Es ist Ihre Galle! Frau Magerhans! Hier haben sie noch etwas Zinnkraut, aufgießen auf 1/4 Liter heißes Wasser und dann trinken. Zweimal am Tag. Und nicht vergessen, regelmäßig jeden Tag die Schwedenkräuter trinken! Sie haben doch noch genug davon?»

«Ja Frau Rosenplänter, davon können Sie mir bitte noch einen halben Liter geben! Meiner Schwester habe ich auch davon erzählt, sie wissen ja, die hat es auch an der Galle!»

Gut Frau Magerhans, hier bitte die Schwedenkräuter und hier das Zinnkraut, macht dann 3 Groschen.»

«Bitte Frau Rosenplänter, hier habe ich ihnen eine Speckseite mitgebracht, können wir die verrechnen?»

«Selbstverständlich, kein Problem, ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag Frau Magerhans und grüßen sie ihre Familie!»

«Danke Frau Rosenplänter, werde ich machen. Bis dann tschüss.»

 

«So jetzt trinken wir beide auch mal einen Tee, nicht wahr Emilie, wir haben es uns verdient. Ging ja zu wie im Taubenschlag!»

»Ja Mutter, laß uns einen Tee trinken bevor die nächsten kommen. Du bist ja bekannter als der Doktor. Und wie sagen die Leute immer, viel preiswerter.»

«Nun übertreib mal nicht mein Kind, ich will nur besser sein, wenn ich daran denke das ein ausgebildeter Arzt damals meinen Bruder auf dem Gewissen hatte, wegen Unsauberkeit an der Wunde gestorben. Ich kann es heute noch nicht glauben.»

«Das mein Kind war der Auslöser warum ich mich ganz der Heilkraft verschrieben habe und mit einem gewissen Stolz kann ich behaupten das ich wirklich vielen Menschen geholfen habe. Auch wenn mich manche als die Kräuterhexe bezeichnen, was soll es, Hexenverbrennungen gibt es 1875 nicht mehr. Wenn Sie was haben, kommen sie doch zu mir!»

 

 

Ende des achten Kapitels

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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